Die religiöse Bedeutung der Fastnacht

Die "katholische Narrenfreiheit" kommt nicht von ungefähr. Ein Blick in die Geschichte zeigt:
Der Fasching als "Fest der verkehrten Welt" eine unverrückbare Stellung im christlichen Kalender. Das närrische Treiben und zahlreiche damit verbundene Bräuche können sich nachweislich auf das Zweistaatenmodell des hl. Augustinus berufen: auf der einen Seite das "Reich Gottes" (civitas dei) und auf der anderen das "Reich Satans" (civitas diaboli).
In einer kurzen Zeit - also während der Fastnacht - kann das vergängliche Reich Satans sich in aller Flüchtigkeit, Farbigkeit, mit drastischer Übertreibung und Narrenprunk entfalten. So sah es jedenfalls das Mittelalter.

Es ging im Fasching dementsprechend deftiger zu, als heutige Fastnachter sich das auszudenken wagen.
Heftig wurde immer wieder darüber gestritten, ob der Fasching tatsächlich eine "höchst christliche und wahrhaft katholische Institution" sei, wie es wohlwollend im vorigen Jahrhundert der Mainzer Bischof Paul Leopold Haffner sah.
Es gab sogar päpstliche Empfehlungen, so die von Martin IV. im Jahre 1284: die Gläubigen sollten, "etliche Tage Fastnacht halten und fröhlich sein". Der Franziskanerprediger am Straßburger Münster, Geiler von Keysersberg, meinte: "Die christliche katholische Kirche erlaubet eine ehrliche Recreation und Wollustbarkeit, damit ihre geistlichen Kinder desto williger seyn, die heiligen Fasten zu halten".
Am Collegium Germanicum, dem ältesten Priester-Seminar der Welt in Rom, wurde alljährlich ein "Narrenkönig" gewählt.
Er führte während des Karnevals des Regiment.

Das sprichwörtliche mittelalterliche Narrenschiff (carrus navalis) ist vollbesetzt mit Personen, die nur dem eigenen Vergnügen frönen. Auf Holzschnitten und Bildern sind Frauen und Männer geistlichen Standes reichlich auf den Narrenschiffen vertreten.
Sie reisen unter geblähten Segeln gen "Narragonien". So machte sich das Mittelalter die religiöse Dimension der Fastnacht als reinigenden Bußakt deutlich: durch Darstellung und Spiel der verkehrten Welt sollte die rechte Ordnung um so deutlicher erscheinen.

Der Ursprung der Fastnachtszeit geht bis ins 13. Jahrhundert zurück.
In Köln sprach man schon im Jahr 1234 vom närrischen Treiben. Straßenumzüge hat es in Westfalen erstmals Anfang des 17. Jahrhunderts gegeben. Vor Beginn der 40-tägigen Fastenzeit haben die Christen noch einmal richtig gut gegessen, getrunken, getanzt und gefeiert. Den Fastnachtssonntag nannte man damals "Herrenfastnacht", der heutige Rosenmontag war die "Bauernfastnacht".

 

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